Statt dem angekĂŒndigten Orkantiefs auszuweichen, die aus Westen seit Beginn unserer Jungfernfahrt ,Parcours de l’Eau‘ am 1. MĂ€rz durch Belgien und Nordfrankreich stĂŒrmen, entscheiden wir uns, mitten hinein weiter in Richtung KĂŒste und zu Monsieur Lebrec zu fahren.
Ăber die Pont du Normandie machen wir uns frohen Mutes und gut gelaunt auf in Richtung Vierville-sur-Mer. Das Wetter ist wirklich unangenehm â stĂŒrmisch und wenig einladend. Doch wir sind guter Dinge, der Calvados von Monsieur Lebrec gibt Aussicht auf Besserung.

Aus meinem Scetchbook 2005.
Der Calvados von Bernard Lebrec lockt, er ist uns seit unserem ersten Normandie-Besuch 2005 nie wieder aus dem Kopf gegangen đ. Jetzt wollen wir endlich wieder das historische Anwesen in Englesqueville besuchen.
Da wir die Autobahnen meiden und eher die kleineren Strassen bevorzugen, brauchen wir lange fĂŒr die Fahrt ĂŒber Pont-l’ĂvĂȘque, Caen und Bayeux. Orte, die wir schon erkundet haben. Wir freuen uns sehr, kennen wir doch diese Strecke durch die historische Provinz Nordfrankreichs von unserer ersten gemeinsamen Tour vor fĂŒnfzehn Jahren.

Wir sind wieder begeistert von den romantischen Burgen und Abteien. Besondere hat uns bei unserer Reise der sagenumwobene Mont-Saint-Michel und der weltberĂŒhmte Teppich von Bayeux beeindruckt. Doch meiden wir diesesmal die touristischen Highlights, wie die weiĂen Kreidefelsen bei Ătretat und auch die Orte der traurigen Erinnerung, wie Omaha Beach, Schauplatz der Landung der Alliierten am D-Day.

Der Besuch bei Monsieur Lebrec ist erfolgreich, glĂŒcklich und nach einem guten GesprĂ€ch suchen wir unseren Stellplatz fĂŒr die Nacht. An der KĂŒste stĂŒrmt es mittlerweile sehr heftig, es hat angefangen zu regnen. Wir flĂŒchten â und finden einen Platz im Graben zwischen den Wiesen und Feldern in der NĂ€he von Maisy Battery bei Grandcamp Maisy. Wir sind in keiner guten Stimmung, denn diese Region beschwört immer wieder die schrecklichen Kriegsbilder herauf.

Ruisseau des Fontaines, Grandcamp Maisy
Verzweifelt haben wir die ganze KĂŒste nach einem Ăbernachtungsplatz abgefahren, es ist wie verflixt. Nichts passendes will sich finden und der Sturmtief BENNET ist mittlerweile so heftig, dass wir einige Kilometer ins Landesinnere flĂŒchten mĂŒssen. Schutz finden wir auf einem Ackerweg, der an einer Stelle in eine Senke fĂŒhrt. Der Graben bietet kaum Platz fĂŒr unseren Traveltiger, gerade, dass der Weg noch freibleiben, quetschen wir uns neben einen kleinen Bach. Google zeigt uns, dass wir direkt neben einer wichtigen Position des deutschen Atlantikwalls parken.
Die Maisy-Batterie ist eine Gruppe von Artillerie-Batterien des Zweiten Weltkriegs, die von der deutschen Wehrmacht im Geheimen in der nĂ€he des französischen Dorfes Grandcamp Maisy in der Normandie gebaut wurden. Das wir gerade hier stranden, ist sicher nicht nur ein Zufall. Auch die letzten Besuche der Normandie haben durch die Besuche der KriegsstĂ€tten immer einen bedrĂŒckenden Eindruck hinterlassen.

Heute Abend fĂŒhlen wir uns extrem unwohl, wir schlafen unruhig, wĂ€hrend der Bennett ĂŒber uns hinwegbraust. Wir hören in den Nachrichten ĂŒber die SchĂ€den, die der Sturm in Deutschland verursacht, und, dass viele RosenmontagszĂŒge abgesagt wurden.

Am nĂ€chsten Morgen mĂŒssen wir lernen, dass es eine sehr gefĂ€hrliche Sache sein kannt, neben einem Bach zu parken. Unser Traveltiger hat sich erheblich zur Seite geneigt und wir sind mit dem Hinterrad ein gutes StĂŒck in den weichen Boden eingesunken. đ â wir verzeichnen dies unter wichtige Erfahrungen.
So schnell wie möglich machen wir uns auf, Richtung Osten, schon das nĂ€chste Sturmtief CORNELIUS im RĂŒcken.
