Fünf Tage heftiger Sandsturm mit extremen Temperaturen von über 40 ºC, und noch immer ist es sehr gefährlich, im Sturm zu fahren. Da uns der kleine, zwischen hohen Mauern versteckte und total überfüllte Campingplatz in Tan Tan Plage mehr zu schaffen macht, als das Wetter, flüchten wir und fahren vom Sturm getrieben, in die Wüste hinein. Die eintönige Landschaft ist ein weiterer Grund, warum wir uns ohne Umwege auf der Strecke entlang des Atlantiks halten, dessen pittoreske Küste oft dramatisch steil abfällt. Kaum, dass wir bei Tarfaya um die Ecke kommen und nun nicht mehr nach Westen, sonder geradewegs nach Süden fahren, verlassen wir den tosenden Sandsturm.
Die Sterne über heißem Sand
In Gedanken sind wir bei Saint-Exupéry’s Der Kleine Prinz, der hier geschrieben wurde. Ihm zu Ehren gibt es in der Wüstenstadt das Musée Saint-Exupery.
Abseits der Piste, die den Konturen der Küste folgt, ist es laut Militär gefährlich, denn es gibt einen bis zu 30 Meter breiten verminten Streifen zum Schutz vor den Polisario-Partisanen.
Bédouin Camp
Für unsere erste Übernachtung in der Westsahara verlassen wir unsere Piste und fahren Richtung Küste. Fünf Kilometer Dirtroad können allerdings lang werden, wenn man müde, hungrig und durstig ist. Die spektakuläre Aussicht, die man vom Bédouin Camp in die weite Ebene hat, ist jedoch den Abstecher wert.
Bei unserer Ankunft ist das Camp verlassen, die Beduinenzelte stehen im Ensemble auf einer Anhöhe. Von hier aus haben die Gäste die schönste Aussicht in die weite Ebene, die sich vor uns eröffnet wie eine riesige Weltbühne. Eine perfekte Stelle für unseren Traveltiger zu finden, fällt hier nicht schwer. Platz gibt es bis zum Horizont.
Irgendwann kommt ein Mitarbeiter, wir melden uns an, auch zum Abendessen, verschnaufen und entspannen, denn der fünftägige Sandsturm hat uns tüchtig zermürbt und allen an den Nerven gezerrt. Tagelang auf knapp 12 m bei extremer Hitze zeigt, wie teamfähig und belastbar wir sind 😜.
Auch für unsere beiden Bracken war der Sturm eine Herausforderung, “Gassi gehen” war nicht gerade ein Highlight des Tages. Jetzt können die Hunde endlich wieder frei bummeln und auch sie entspannen merklich.
El-Aaiún und ein Schneider
In der Hauptstadt des Territoriums Westsahara haben wir einen ausgiebigen Boxenstopp. Es herrscht reges Treiben und die vielen Geschäfte und der große Markt locken uns, zu schauen uns treiben zu lassen.
Wir besuchen einen der vielen Tapissières der Stadt und lassen uns zum ersten Mal in Afrika etwas für unseren Traveltiger herstellen. Wir brauchen ein weitere große Transporttasche aus stabiler Plane für unser Faltboot-Equipment. Das hatten wir schon lange geplant, sogar schon ein Deutschland, aber manche Sachen dauern etwas länger als. Damit bekommen wir unser Faltboot aus der Heckgarage, wo es viel zuviel Staufläche nimmt. Natürlich wird die Tasche orangefarben!
In El-Aaiún fühlen wir uns wohl, das Angebot ist vielfältig und wir lassen uns ein bisschen treiben. El- Aaiún bietet gute Einkaufsmöglichkeiten, wenn man Proviant für etwas mehr Zeit in der Westsahara benötigt. Allerdings natürlich nach örtlichem Standard. Ein Intermarché ist tausende von Kilometern entfernt. 😉
Muschelstrand
Nach einer kurzen Übernachtung in der Village de Pêche de Tarouma, einer ziemlich langweilige Ecke, kaufen wir allerdings zum ersten Mal in Afrika frischen Fisch direkt vom Pecheur.
320 km weiter finden wir in Chtokuane einen herrlichen Platz. Der in iOverlander beschriebene Ort gefällt uns überhaupt nicht, und so fahren wir – sozusagen einfach um die Ecke – und finden einen Traum von Strand, einsam und ganz für uns alleine.
Diesen Ort können wir wirklich sehr empfehlen – wir pflücken uns unsere Miesmuscheln selbst, haben nie bessere gegessen und verbringen eine entspannte Zeit.
Ad-Dakhla
Die Atlantikseite der südlichsten Stadt von der von Marokko beanspruchten Westsahara reizt uns nicht. In der Wüstenstadt auf der großen Landzunge suchen wir Entertainment, und suchen deshalb verzweifelt einen angemessenen Stellplatz im geschäftigen Zentrum. Der Rio de Oro, die einzige geschützte Bucht der Westsahara. soll unser Ausgangspunkt für die Erkundung Dakhla’s werden. Wir finden einen super Spot im Herzen der Stadt, dazu bewacht und kostenfrei. Kein Hundeparadies für heute Nacht, aber für uns alles fußläufig. Genial.
Außerdem wollen wir in einer der vielen LKW-Werkstätten unsere Reifen tauschen, d. h. die hinteren nach vorne und vice verse.
Wir finden einen Stellplatz, was nicht ganz einfach war, direkt in der Verlängerung der Promenade. Es ist Sonntag, und die Hölle auf den Straßen, alles ist unterwegss. AWir schieben uns durch die Menschenmenge, genießen das Treiben und finden auch noch ein ausgezeichnetes Restaurant.
Der Marche Couvert el Massira hat es uns besonders angetan, herrliche Produkte in Hülle und Fülle.
Der anschließende Reifentausch klappt prima, allerdings werden sie zu fest angezogen, was Frank beunruhigt, da wir sie mit unserem Werkzeug nicht gelöst bekommen.
Plage Portorico
Wir bleiben nur eine Nacht, es gefällt uns hier nicht besonders. Der in iOverlander beschriebene Platz ist sehr vermüllt, überall liegen Glasscherben, Metall- und Plastikabfälle. Wir haben Angst um die Hunde, es verletzt sich hier auch unsere Ayla schwer! Allerdings nicht durch die gefürchteten Scherben, sondern durch den Biss eines Hundes. Wir haben einen kurzen Moment einfach leider nicht aufgepasst und unsere gutmütige Bummeltante ist hungrige, territoriale und verwilderte Hunde nicht gewöhnt.
Letzte Station vor Mauretanien
Damit wir uns früh in die Schlange vor der Grenze nach Mauretanien einreihen können, übernachten wir sehr unromantisch an einer Tankstelle direkt davor. Trotzdem können wir aus der Situation noch etwas Positives herausholen, denn das örtliche Restaurant können wir nur empfehlen!