Etwas treibt uns durch Mauretanien. Vielleicht ist es der kalte Atem der drohenden Pandemie, den wir seit Beginn unserer Afrikatour unbewusst in unserem Nacken spüren, vielleicht ist es aber auch der unbeschreibliche Dreck, der uns von einem mehrwöchigen Besuch der historischen Wüstenstädte Mauretaniens abbringt. Jedenfalls entscheiden wir uns gegen den Besuch des kulturellen Kernlands Adrar rund um Atar und fahren schnellstmöglich Richtung Süden.
Grenzübergang Marokko – Mauretanien
Für die Ausreise aus Marokko brauchen wir sechs Stunden, dabei werden wir noch bevorzugt behandelt und an der langen Warteschlange von Fahrzeugen vorbei gewunken. Alle Fahrzeuge werden bei der Ausreise aus Marokko geröntgt, gesucht wird dabei nach Waffen und Drogen.

Westsahara-Konflikt
Der Weg bis zum mauretanischen Grenzübergang führt durch ,Niemandsland‘. Über eine Geröllpiste quält sich der ganze Transitverkehr mehr oder weniger auf einer Hauptspur, da durch den jahrzehntelangen Konflikt von der Polisario ein Landminengürtel angelegt wurde.
Die Abwicklung an der Grenze dauert insgesamt nur knappe zwei Stunden. Wir bekommen unser Visum und das Fahrzeug wird observiert – mit drei bewaffneten Beamten geht es in unseren Traveltiger hinein. Was die Beamten allerdings dazu gebracht hat, umgehend unser Fahrzeug wieder zu verlassen ohne auch nur eine Schublade geöffnet zu haben – wir wissen es nicht. Allerdings ist das nicht so schlecht, denn wir haben Alkohol im Fahrzeug versteckt, wird der gefunden, muss man mit Beschlagnahmung rechnen.
Die Zollgebühr und die Kfz-Versicherung sind obligatorisch und in Ouguiya zu zahlen. Wechseln kann man direkt vor Ort. Alles ist für uns fremd und zermürbend, doch wir sind froh, dass wir trotz technischer Probleme nach einer heißen Wartezeit doch noch unsere Visa in den Händen halten. So, wie es mit dem Drucker aussah, hatte ich für den Tag schon die Hoffnung aufgegeben.



Einsame und wilde Atlantikküste
Für eine erste Übernachtung in Mauretanien wird Nouadhibou empfohlen, wir entscheiden uns aber gegen die Stadt und suchen die Einsamkeit. Ab jetzt passieren wir einen Polizeiposten nach dem anderen, doch wir sind vorbereitet, und jeder bekommt einen ,Fiche‘ von uns in die Hand gedrückt.


Unsere erste große Sandtour fahren wir im Parc National du Banc D’Arguin. Vierzig Kilometer führt uns unser Navi von der N2 an die Atlantikküste. Den Spot haben wir über iOverlander gefunden, Gott sei Dank nehmen wir die lange Anfahrt in Kauf, denn wir werden mit einem herrlichen Stellplatz belohnt. Einige Kilometer entfernt gibt es einen Campingplatz, der hauptsächlich von Anglern angefahren wird. Doch wir suchen die absolute Einsamkeit, die hier an der Küste Mauretaniens leicht zu finden ist. Wir bleiben einige Tage und genießen die Ruhe. Die Beduinenzelte sind verlassen, es gibt nur einige Angler, und wir lernen Jean kennen, der gerade aus Guinea in seine Heimat Spanien zurückfährt.


Nuakchott
Die Hauptstadt Mauretaniens ist mit Abstand das Übelste, was wir bis jetzt erlebt haben.
Wir bleiben nur eine Nacht und nutzen die Gelegenheit, um unsere beim Reifenwechsel in Dakhla viel zu fest angezogenen Radmuttern in einer der vielen Autowerkstätten lösen zu lassen. Wir besorgen uns noch ein Radkreuz und schwerere Metallstangen, um zukünftig selbst Hand anlegen zu können. Außerdem wollen wir hier einen Großeinkauf machen und haben geplant, von Naukchott aus in Richtung Osten zu fahren, um die berühmte Region Adrar mit Guelb er Richat, Wüstenstädten und Oasen zu besuchen. Die Stadt ist chaotisch, und der Lebensmitteleinkauf eine Pleite.


Die schrecklichen Bilder in Naukchott, der stressige und unbefriedigende Einkauf und das Verkehrschaos zehren an unseren Nerven. Irgendetwas lässt uns auf unserem Weg nach Osten umkehren. Nochmals quälen wir uns und den Traveltiger durch die im Müll, Verkehr und Lärm erstickende Millionenstadt. Mitten durch das Zentrum fahren wir heute zum zweiten Mal, nur, um nun doch weiter Richtung Süden zu fahren.

Schicksal oder Zufall
Wir entscheiden uns für Palmenstrände statt Wüste und entschließen uns, so schnell wie möglich in den Senegal zu kommen. Was ein Glück! Noch eine Nacht mitten in der Wüste und eine Übernachtung vor dem Grenzübergang Diama – und wir überqueren den Senegalfluss. Fünf Tage später werden wegen der Corona-Pandemie die Grenzen geschlossen. Nicht auszudenken, wenn wir die Zeit des Confinements in Mauretanien verbracht hätten.
