Hunde auf Tour

Wenn der Hund auf Reisen stirbt – Abschied für immer

Bei Reiseantritt denkt man nicht an dunkle Stunden, aber auch die schönsten Sonnenstunden vergehen und unsere vierbeinigen Freunde werden älter – leider schneller als wir selbst. So traurig es ist, aber eines Tages müssen wir voneinander Abschied nehmen.

Reisen mit alten Damen – für unsere Deutschen Bracken–Hündinnen ist es schon immer das größte, draussen zu sein.

Wenn man eine lange Reise beginnt, so wie wir unsere Reise nach Afrika 2020, dann muss man sich darüber im Klaren sein, dass es mit einem alten Hund etwas umständlicher und beschwerlicher werden kann. Im schlimmsten Fall muss man seinem Freund sogar dabei helfen, zu sterben. So schrecklich es klingt, oft leiden Hunde schon länger unter Schmerzen, ohne dass wir es bemerken. Eine tödliche Erkrankung kann bedeuten, dass man seinen geliebten Hund an einem fremden Ort zurücklassen muss.

Hunderampe und Terrasse – auch unsere alten Damen sind im Alter bequemer geworden.

Seit einigen Tagen hat sich das Verhalten unserer alten Ayla verändert, wir wissen nicht, was sie hat. Sie ist auch vor wenigen Tagen von unserer Hunderampe gefallen. Sie hat Schmerzen, das kann man deutlich sehen. Vielleicht hat sie einen Bandscheibenvorfall, wie schon des öfteren? Sie liegt nur noch, kommt ohne Hilfe nicht ins Auto und wir geben ihr starke Schmerzmittel. Gott sei Dank gibt uns unser Tierarzt in Koblenz immer das nötige stand by.

Unser Haustierarzt Dr. Uwe Linzer begleitet uns online durch die Welt und seine Tipps sind uns wertvoll und immer sehr hilfreich. Wir geben Ayla eine extrem hohe Dosis an Schmerzmitteln und haben schon seit Wochen den starken Zuwachs ihres Bauchumfangs beobachtet. Wir können nur spekulieren, aber vielleicht ist unsere gerade 15 Jahre alt gewordene Ayla wirklich sehr krank.

Seit einigen Tagen ist Ayla verändert, sie hat zum ersten Mal nachts in ihre Decke gepinkelt, wahrscheinlich wegen ihrer starken Schmerzen.

Nur für wenige Wochen scheint sich Ayla zu erholen, sie unternimmt sogar wieder Spaziergänge und lässt sich nicht mehr die Hunderampe hoch oder herunter helfen. Doch in Gambia reißt uns die schreckliche Wahrheit jäh aus unserer Traumwelt. Ayla bricht zusammen – die Arme, sie kann einfach nicht mehr. Wir machen uns gegenseitig Vorwürfe, sind voller Sorge und verlieren den Kampf um unsere Hoffnung, Ayla doch noch mit nach Hause zu bringen. Gott sei Dank sind wir in der Hauptstadt von Gambia, Banjul, und haben das große Glück im Unglück, dass wir Ayla bei einem Tierarzt mit europäischem Standart erlösen können. In den ländlichen Bereichen gibt es Amtstierärzte, die ausschließlich Nutztiere behandeln. Erst nachdem sich der Schock und unser Stress legt, realisieren wir, dass wir unser altes Mädchen dort in Gambia ganz alleine zurücklassen müssen.

Unser schwerster Gang.

Zu allem Unglück kommen noch viele weitere Problem dazu, mit denen man im Normalfall als Europäer nicht konfrontiert wird. Hier ist alles fremd und anders. Wo findet man zum Beispiel in einer so dicht besiedelten Region ohne jegliche Grünflächen einen geeigneten Beerdigungsplatz, der noch dazu unzugänglich für wildernde Hunde und Wildtiere sein muss? Und wie bekommt man den Hund überhaupt transportiert? In einem muslimisch geprägtem Land eine absolut berechtigte Frage und ein großes Problem, da für Muslime Hunde unrein sind.
Wir haben nicht viel Zeit, um uns zu orientieren, denn zu allem Unglück muss die Beerdigung auch noch besonders schnell gehen, denn es ist tropisch heiß mit 40 Grad im Schatten!

Wir müssen uns schon sehr, sehr zusammenreißen, denn schon vor unserem schweren Gang zum Tierarzt soll der letzte Ruheplatz für Ayla gefunden und sogar schon vorbereitet sein. Frank fährt auf seiner Suche mit dem Motorrad über Stunden in der Hitze der Millionenstadt umher, um einen geeigneten Ort für unser Mädchen zu finden.

Nur Trauer.

Vielerorts ist der Boden nach acht Monaten ohne Regen so hart wie Beton, und nur mit einer Schaufel ist er unmöglich zu bearbeiten. Im Umkreis von vierzig Kilometern ist die Stadt und das bisschen Natur, die übrig geblieben ist, völlig vermüllt, da es für die über vier Millionen Menschen in der Metropole keine Müllentsorgung gibt. Wer möchte seinen Hund schon auf einer riesigen Mülldeponie begraben?
Gott sei Dank findet Frank ein abgeschiedenes, ruhiges Plätzchen für unsere Ayla in einem Vogelschutzgebiet, wo die Hoffnung besteht, dass sich hier in den nächsten Jahren nichts verändert. Allerdings ist es für Frank kaum zu ertragen, Ayla’s Grab auszuheben, bevor sie tot ist.

Ohne die große Unterstützung von Joe und Claudia, den Inhabern von Sukuta Camping hätten wir den nächsten Tag nicht bewältigt. Joe fährt uns in seinem Auto überall hin und sorgt für helfende Hände.
Beim Tierarzt ist es unerträglich. Wir sind zwar angekündigt, doch müssen mit weiteren Patienten warten – Gott sei Dank bekommt Ayla endlich nach langen Minuten ihr Schlafmittel. Auch im Behandlungsraum sind wir nicht alleine mit unserem Mädchen, ein weiterer Patient liegt in Narkose auf dem Boden. Wenn man glaub, mit den Nerven und mit der Kraft am Ende zu sein, geht es leider immer noch ein bisschen weiter, bis gar nichts mehr geht.

40 Kilometer müssen wir bis an den Rand dieses Molochs Banjul fahren, um die Grabstääte zu erreichen.
Am Ende bleibt nur die große Trauer und es heißt Abschied nehmen in der Gewissheit, dass man das Grab des geliebten Hundes wohl nie wieder besuchen wird. Unsere Schnuffe hätte einen besseren Ort verdient, in ihren so sehr vertrauten, grünen Tälern des Jagdreviers, in denen noch immer ihr hohes Geläut – ganz nach Brackenart – widerklingt!

Ayla ganz alleine in Gambia zurücklassen zu müssen, bricht uns das Herz. Wie kann sie uns auf so große Entfernung nur wiederfinden? 😢
  1. Wolfgang Springer

    Hallo,eine Frage, was muss ich tun wenn mein Hund (17Jahre alt)im Urlaub in Frankreich verstirbt?

    • Heike Krüger

      Hallo Wolfgang,
      dazu können wir Dir leider keine adäquate Antwort geben.
      Wie die Bestimmungen in Frankreich sind, wissen wir nicht.
      Viele Grüße,
      Heike & Frank

      • Danke, dass ihr auch solche Themen teilt. Auch hier steht ein Abschied bevor, allerdings mit dem Unterschied, dass ich zu dieser Zeit evt. von dem Tier getrennt sein werde. Euer Beitrag macht mir insofern Mut, dass er mir zeigt: Selbstvorwürfe – hätten wir, könnten wir, sollten wir – gehören wohl zum Trauerprozess dazu…der schon vor dem Tod des geliebten Tieres beginnt. Am Ende fliegen Seelen, und können da sein, wo wir sind – das ist meine große Hoffnung. Und alle Trauer und Selbstvorwürfe sind am Ende nur eines: Ausdruck von Liebe.

        Ich wünsche euch alles Liebe!
        Tante Reisefieber

        • Heike Krüger

          Liebe Sandra,
          Deine Worte haben uns tief berührt. Die damalige Situation in Gambia war schrecklich und unsere geliebte Ayla dort zurücklassen zu müssen, eine Katastrophe. Aber, wie Du es selbst angesprochen hast, Selbstvorwürfe können auf Dauer nicht bestehen, denn wir haben unserer Ayla ein traumhaftes Hundeleben ermöglicht und sie hat ihre vielen Freiheiten sehr genossen. Zurück bleibt jedoch die Trauer, denn wir vermissen sie jeden und jeden Tag, so sehr haben wir sie geliebt.
          Sandra, wir wünschen Dir in der Zeit des Abschiednehmens viel Kraft und wir denken an Dich. Alles Liebe auch für Dich!

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