Nun ist er tot, der geliebte Hund.
Wifi wird im April 2024 vergiftet.
Wifi – Zebrabar 2020
Unsere Ankunft in dem Zebrabar-Campement bei Saint-Louis, Senegal, ist auf unserer Tour Richtung Südafrika fest geplant. Immerhin ist diese institutionelle Camping-Anlage, die von dem Schweizer Ehepaar Ursula und Martin Dürig geführt wird, ein must have für jeden Westafrika-Overlander, stoppt hier – außer vielen anderen – regelmäßig auch die Ralley Paris-Dakar. Mitten im Herzen des Nationalparks Langue de Barbarie lockt nicht nur die traumhafte Lage des weitläufigen Geländes mit seinen hübschen Bungalows direkt an der Mündung des Senegalflusses, sondern auch das erste kühle Gazelle-Bier unter schattenspendenden Palmen nach einer anstrengenden und äußerst trockenen(!) Durchfahrung von Mauretanien. Doch völlig unerwartet wird unser Aufenthalt zu einer Rettung auf einsamer Insel. Oasis.
Freunde im Corona-Chaos
Wenige Tage nach unserer Ankunft schliessen wegen der Corona-Pandemie nicht nur alle Grenzen in Afrika, sondern auch die Distriktsgrenzen Senegals. Nun sitzen wir, mit weiteren anderen Gestrandeten, fest und es beginnt für uns eine sehr spannende Zeit, die nur in extremen Situationen oder Krisen so erlebbar ist. Nach dem ersten Schock fangen wir an, uns zu organisieren und einzurichten. Robinson.
Kein Internet, aber Wifi
Ab der ersten Minute unserer Ankunft ist der große schwarze Rüde dicht bei uns und will uns nicht mehr verlassen. Unsere beiden Hündinnen hat er kurzerhand adoptiert und mit Frank und mir ist nun sein Wohlfühl-Rudel beisammen und seine Welt perfekt. Nun weiß er endlich, wohin mit sich und geht voll in seiner Beschützerrolle auf. Sein Rudel auf der Zebrabar besteht nur aus Rüden und bietet ihm nicht die Aufgabe, die er sucht. Deshalb ist er eigentlich auch nie zu sehen, immer unterwegs, sträunend, suchend. Mit uns ist nun alles anders und richtig, sodass unser Traveltiger sein fester Platz ist und sobald wir diesen verlassen, er uns sofort begleitet. Compagnions.
Vier Monate ist eine lange Zeit. Alle, die sie gemeinsam mit uns in diesem Ausnahmezustand verbringen, durchleben sie intensiv. Dichter kann man sich, salopp gesagt, nicht auf die Pelle rücken, positiv wie auch negativ. Viele der besten Hollywood-Klassiker basieren auf diesem Thema eines zwangsläufigen Zusammenlebens von willkürlich zusammengewürfelten Individuen in einer extremen Situation. Was wir alles Spannende in diesen Monaten während des ersten Corona-Lockdowns in dem Camp erleben, erfährst du in unserem Beitrag Traveltiger@Zebrabar.
Dass uns Wifi so ans Herz wächst, hatten wir nicht erwartet. Zudem haben wir uns auch noch extra reserviert verhalten, damit Wifi sich nicht zu willkommen und geliebt fühlt. Doch er hat gewählt! Und zwar so offensichtlich, dass Martin Dürig uns am Ende unseres Aufenthalts seinen Hund mitgeben will, da es eindeutig die freie Entscheidung des Rüden ist. Wir haben uns noch nie so schwer getan. Wifi knallt da so einfach in unser Leben und will nun bleiben. Love.
Adieu Wifi
Zu dem Zeitpunkt unseres Aufenthalts in der Zebrabar ist Wifi ein ausgereifter, achtjähriger Rüde, der seit seiner Geburt in weiten Kreisen und oft für Tage um die Zebrabar herumstromert und überall bekannt, aber nicht überall beliebt ist. Viele Senegalesen haben Angst vor Hunden, und wenn ein Hund dann auch noch groß und schwarz ist, ist das für beide Parteien ein Problem. Viele hassen Wifi und Wifi hasst sie dafür. Er ist sich seiner dominanten Erscheinung bewusst und hat keine Angst davor, sich Respekt zu verschaffen. In unseren Augen ist Wifi ein sehr schöner, intelligenter und selbsbewusster Hund, der uns mit hunderprozentiger Sicherheit fest zur Seite steht – und uns in der Not auch verteidigen würde. Und es sind genau diese wertvollen Anlagen, sein außergewöhnlicher Charakter und seine starke Persönlichkeit, weshalb wir uns gegen ihn als unseren neuen Begleiter durch Afrika entscheiden, denn er wäre vielleicht auch zu stark für uns. Es bricht uns das Herz, doch unsere Wege müssen sich trennen. Goodbye.
Nachruf
Wifi war einer der besten senegalesischen Lutteurs. Ein großer Ringer, selbstbewusst, athletisch, kämpferisch und siegessicher. Ein wilder, einsamer Löwe auf seiner Suche nach Zähmung. Wir haben in unserer Zeit im Senegal viele sehr freundliche und liebe Menschen kennengelernt, trotzdem erlaube ich mir zu sagen: Hund möchte ich dort nicht sein. Generell mag man keine Hunde, schon gar keine selbstbewussten. Sie werden getreten, mit Steinen beworfen, ersäuft oder erschossen. Wifi wurde vergiftet. End.