Wir sind jetzt genau drei Wochen auf Tour und haben uns bis jetzt keine Pause gegönnt. Zuerst sind wir sehr schnell durch Frankreich und Spanien gefahren und hier in Marokko haben wir unsere Campingstühle bisher nur an zwei Orten aufgestellt. Alles, was bisher passiert ist, und uns auch von zu Hause ständig noch eingeholt hat, hat uns keinen Entspannung gebracht. Fast jeden Tag passierte etwas Neues: kleine, mittlere und große Katastrophen, aber in der Oasis de Fint hoffen wir endlich, etwas Entspannung und Erholung zu finden.
Den Besuch von Ouarzazate wollen wir uns für später aufheben und fahren zielstrebig zu der Oase de Fint, die knapp 20 km südlich liegt. Die Angaben auf Google, i-Overlander und Park4Night haben uns neugierig gemacht und versprechen einen schönen, ruhigen Ort, der übrigens schon für mehrer Filme, u. a. ,Bethlehem’ als Kulisse diente.
Die Anfahrt ist problemlos durch die Wüste, noch einen weitere Kurve durch die rotbraunen Felsen über Geröllpiste, und plötzlich sehen wir die üppig grünen Palmen der kleinen Oase. Das Herz der Oase ist ein kleiner Fluss, der das Ackerland bewässert, auf dem Zitronen-, Mandeln-, Orangen- und Dattelbäume wachsen. Die rund 1200 Einwohner der vier Dörfer der Oase sind hauptsächlich Berber, die ehemaligen Nomaden sind heute sesshaft und leben überwiegend von der Landwirtschaft.
Großer Tiger – kleine Oase
Allerdings ist die Oase für Overlander in unserer Größe nicht geeignet.
Wir wissen dies allerdings erst hinterher und fahren tief in diese wunderschöne Oase hinein. An einer engen Passage fahren wir uns beinahe fest und suchen fast eine Stunde einen geeigneten Stellplatz. Schon fast verzagt durch Hitze, Stress und erschöpft von der langen Anfahrt durch den hohen Atlas wollen wir schon die Oase wieder verlassen, als wir in der Nähe der Zufahrt, ganz zu Beginn der Oase, einen kleinen Abzweig auf eine freie, befahrbare Fläche entdecken, die für den Tiger geeignet ist. Später erst stellt sich heraus, dass dieser Platz so ideal für uns ist, dass wir gleich mehrere Tage bleiben.
Geschichtsträchtig
Zu Fuß erkunden wir die nächsten Tage die Oase und erfahren die Geschichten rund um diesen wunderschönen Ort aus erster Hand von Mohammed Fint, der uns schon am ersten Tag anspricht und uns für die nächsten Tage sozusagen als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Von ihm bekommen wir eine Führung durch den historischen Teil der Oase mit seinen alten Lehmbauten, die sich an den felsigen Hang schmiegen, denn jeder Quadratzentimeter fruchtbare Erde ist in Gärten umgewandelt, durch die sich Bewässerungsgräben mit dem erquickenden, glitzernden Wasser ziehen.
Marokkanische Teezeremonie
Mohammed Fint ist ein sehr freundlicher Gastgeber, er lädt uns zu Tee und zum Essen ein. Wir bekommen von ihm eine Führung durch sein ganzes Haus, in dem die fünfköpfige Familie mit ihren Tieren zusammen lebt. Die Ställe der Tiere sind in dem Haus integriert. Von seiner Dachterrasse aus hat man einen herrlichen Rundum-Blick auf das alte Dorf und die Oase.
Für uns ist es das erste Mal, dass wir einer Teezeremonie beiwohnen und wir genießen es sehr, bei Mohammed in seiner Wohnstube auf den weichen Teppichen zwischen Kissen eingekuschelt zu sitzen, und ihm bei der Teezubereitung zuzuschauen.
Für die Zubereitung von Tee sind ein Tablett und Teezubehör erforderlich – eine Teekanne, Teegläser, eine Teekiste, ein Wasserkocher und ein Korb, in dem das große Stück Zucker aufbewahrt wird. Der Gastgeber probiert Mohammed den Tee und serviert ihn mit der Teekanne, um die Gläser zu füllen, indem er das Getränk aus sehr hoher Höhe einschenkt. Dadurch wird der Tee etwas abgekühlt, und er erhält die typische Schaumkrone. Zum Tee reicht uns Mohammed süße und sehr trockene Datteln aus seinem Garten.
Tajine
Das Essen ist frisch für zubereitet, es gibt Tajine mit Hähnchen, super lecker und so viel, dass wir es nicht schaffen, alles aufzuessen. Zu der Tajine reicht Frau Fint uns Couscous, der übrigens in Marokko nicht im Wasser gekocht, sondern über kochendem Wasser oder dem kochenden Gericht gedämpft wird. Der Tajine-Topf mit seinem kegelförmigen Deckel wurde ursprünglich von den Berbern aus Lehmerde hergestellt. Mittlerweile gibt es Tajine aus Hartkeramik, die sich auf allen Herdtypen und auch im Backofen verwenden lassen. Ursprünglich stellt man den Tajine-Topf auf einen kleinen Keramikfuß, den man nur mit wenig Holz befüllten muss, um eine dampfende Mahlzeit zu erhalten. Sehr praktisch nicht nur als Nomade der Wüste, wo es naturgemäß nur wenig Holz gibt, sondern auch für Nomaden wie uns, denn man hat wenig Arbeit mit der Vorbereitung, den Rest besorgt die die Garzeit in dem Topf von selbst. Es gibt unzählige Variationen von Tajine, was man braucht ist Fleisch oder Fisch mit Gemüse, das in Olivenöl oder Arganöl aufgeschichtet und unter dem Topfdeckel gart. Voilá. 👌😋
Wenn Sie auch diese fantastisch schöne Erfahrung in einem der historischen Häuser der Oase de Fint machen möchten, rufen Sie bitte Mohammed an unter: